
Informationen zur Referenz
Gebäudeart: |
Bildung und Kultur |
Produkte: |
Fassaden, Türen, Fenster |
Serien: |
Janisol Türen, Janisol Arte 2.0, VISS |
Standort: |
Zell am Harmersbach, Baden-Württemberg |
Fertigstellung: |
2022 |
Architekten: |
wwg-Architekten |
Fachbetrieb: |
Haser Metallbau GmbH |
Bildnachweis: |
© Raissa Axmann |
Attraktiv inszenierter Zeitzeuge der Porzellanherstellung
Attraktiv inszenierter Zeitzeuge der Porzellanherstellung

Nahezu 200 Jahre Porzellanproduktion prägen die Geschichte der Stadt Zell am Harmersbach. Der Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Areal der „Oberen Fabrik“ erbaute Rundofen zeugt von der Zeit, da die örtliche Porzellanproduktion rund 450 Menschen beschäftigte – eine für damalige Verhältnisse unvorstellbar große Zahl. Als Industriedenkmal wurde der Rundofen nun gekonnt in Szene gesetzt: Eine haushohe VISS Fassade von Schüco Stahlsysteme Jansen fungiert als Schaufenster, durch das er schon von weitem zu sehen ist.
Keramikbrand auf drei Etagen
Keramikbrand auf drei Etagen
Seinerzeit standen fünf Öfen auf dem Gelände der „Oberen Fabrik“, doch nur einer überdauerte die Zeit. Mit einem Außendurchmesser von 10,3 Metern und vier Etagen bzw. 16 Meter Höhe ist er der größte Porzellanbrennofen in Deutschland und einer der wenigen, die weitgehend original erhalten sind. Etwas mehr als einhundert Jahre, von 1839 bis 1942, wurde hier auf drei Etagen Porzellan gebrannt. 1942 wurde die Produktion wegen Kohlemangels stillgelegt und nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen. Doch das bedeutete keineswegs das Ende der Keramikproduktion für Zell am Harmersbach: Längst schon gab es die „Untere Fabrik“, die in der Folgezeit sukzessive ausgebaut wurde und heute durch das Motiv „Hahn und Henne“ weit über Deutschland hinaus bekannt ist. Nicht zuletzt diesem tierischen Duo ist es zu verdanken, dass es die Zeller Keramik bis heute gibt.
Schaufenster für das Industriedenkmal
Schaufenster für das Industriedenkmal
Dass es auch den Rundofen bis heute gibt, ist engagierten Bürgern zu verdanken, die den Zeitzeugen der Porzellanherstellung vor dem Verfall bewahren wollten. Sie sorgten dafür, dass die baulichen Überreste der Oberen Fabrik zum Industriedenkmal erklärt wurden; das war 1989. Doch es sollte noch einmal fast 30 Jahre dauern, bevor das Industriedenkmal einer neuen Nutzung zugeführt wurde. Den 2016 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann das Biberacher Büro wwg-architekten. Die Jury betrachtete ihren Entwurf als besonders gelungen, weil die schräg nach innen gestellten Fassaden des Erweiterungsbaus eine deutliche Zäsur zum Bestand schaffen und gleichzeitig schon von weitem den Blick auf den historischen Rundofen freigeben. Um den Rundofen herum wurden drei Geschossdecken als offene Galerien angeordnet, sodass man ihn rundum betrachten und sogar auf allen Ebenen in ihn hineingehen kann.

Großformatige VISS Stahlfassade
Großformatige VISS Stahlfassade
2019 begannen die Bauarbeiten. Im Rahmen der Sanierung wurden die bestehenden Ziegelaußenwände durch innenseitig vorgesetzte, farblich den Ziegelwänden angepassten Stahlbetonpfeiler ertüchtigt. Die Außenwände des Erweiterungsbaus sind als zweischalige, eingefärbte Sichtbetonkonstruktion mit Kerndämmung ausgeführt. Das Dachtragwerk, eine unbehandelte Holzkonstruktion, unterstreicht den industriellen Charakter des Innenraums. Zur Realisierung der großen Glasfassade entschieden die Architekten sich für das Stahlsystem VISS Fassade, weil „eine Stahlfassade filigraner dimensioniert werden kann und Stahlprofile dem archaischen Industriecharakter besser Rechnung tragen,“ erläutert Stephan Wussler von wwg-architekten. Die Vorzüge einer Stahlfassade zeigen sich seiner Ansicht nach insbesondere bei großen Rastermaßen, wie sie bei dem „Schaufenster“ zum Rundofen gegeben sind: Das Fassadenraster beträgt 2,50 Meter in der Breite und 2,50 Meter in der Höhe – mit Ausnahme der obersten Reihe, die mit trapezförmigen Feldern an die (ebenfalls schräg nach innen geneigte) Unterdecke anschließt.
Vormontierte Montagekonsolen
Vormontierte Montagekonsolen
Die Fertigung dieser außergewöhnlichen Pfosten-Riegelfassade war für den Fassadenbauer, die Haser Metallbau GmbH aus Haslach, schließlich die größte Herausforderung bei dem Projekt; zumal die Glasfassade möglichst unsichtbar an den Sichtbeton der Wände anschließen sollte. Haser Metallbau löste diese anspruchsvolle Aufgabe mithilfe vormontierter Montagekonsolen, die die Pfosten an ihrem oberen Abschluss an die Primärkonstruktion anbinden. Anschließend wurden die Felder mit einem Zweifach-Isolierglas mit Wärme- und Sonnenschutzfunktion verglast. Die Verglasung ist ballwurfsicher ausgeführt; die großformatigen Scheiben wiegen 55 Kilogramm pro Quadratmeter, also rund 350 Kilogramm pro Rasterfeld. Automatisch öffnende, überhohe Drehtüren schaffen einen barrierefreien Zugang. Sie wurden aus dem Stahlsystem Janisol gefertigt, das sich ohne sichtbaren Übergang mit der VISS Fassade kombinieren lässt.
Stulpfenster gemäß dem historischen Bestand
Stulpfenster gemäß dem historischen Bestand

Auch bei den Fenstern setzten die Architekten auf das thermisch getrennte Stahlsystem Janisol. In ihrem Format und der Sprossenteilung entsprechen die insgesamt 20 Stulpfenster dem historischem Vorbild. Die Balance zwischen dem gesetzlich geforderten Wärmeschutz und den behördlichen Vorgaben zum Denkmalschutz fand man in der Verglasung mit einem Zweifach-Isolierglas. Zur Ausbildung der schlanken, glasteilenden Sprossen wurden außen ein Flachstahl und innen ein Rohrprofil angebracht. Am oberen Anschluss der Fenster aufgesetzte Blechpaneele zeichnen den Bogen des gemauerten Sturzes nach – eine im Vergleich zu gebogenen Stahlprofilen ebenso einfache wie stilistisch ansprechende Lösung, die zudem auch der historischen Konstruktion entspricht.
Ausgezeichnete Symbiose von Neubau und Bestand
Ausgezeichnete Symbiose von Neubau und Bestand
Mit der Sanierung des Rundofens und seiner Umnutzung zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum ist die Neuordnung des Areals der Oberen Fabrik abgeschlossen. Die Stadt Zell am Harmersbach hat nicht nur ein architektonisches Kleinod vor dem Verfall bewahrt, sondern auch ein Stück Zeller Industriegeschichte erlebbar gemacht. Dass Sanierung und Umnutzung des Rundofens höchste gestalterische und denkmalpflegerische Aspekte erfüllt, belegen die zahlreichen Auszeichnungen, die das Projekt seither erhalten hat. Von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg (Würdigung als Denkmal des Monats Mai) und dem Land Baden-Württemberg (Bronzeplakette für ein herausragendes Projekt der Stadterneuerung) bis hin zum Badischen Architekturpreis in der Kategorie „Bauen im Bestand.“ Mit der Aufforderung „Denk-mal-neu!“ zitiert dessen Laudator Christian Driemel die Jury und führt aus: „Eine denkmalgeschützte Architektur und der Archetypus einer vergangenen Industrieepoche wird in seiner Grundsubstanz erhalten und bleibt Zeitzeuge. Neue Elemente werden behutsam eingefügt, der museale Charakter bleibt bewahrt, wird aber in die Moderne geführt. Es entsteht eine beispielhafte Symbiose zwischen alter und neuer Zeit.“ Treffender kann man die Metamorphose von der verwahrlosten Industriebrache zum architektonischen Schmuckstück kaum beschreiben.
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